Bei der letzten Gemeinderatsitzung wurde über 10 neue Tourismuszonen in unserer Gemeinde diskutiert. Mit diesen Abänderungen zum Bauleitplan würden landwirtschaftliche Flächen in Zonen für touristische Einrichtungen umgewandelt. Konkrete Beispiele: ein bestehender Betrieb soll um 6 neue Ferienwohnungen und um ein Schwimmbad erweitert werden; ein anderer Betrieb soll von 20 auf 60 Betten erweitert werden; ein Hotel möchte seine Baumasse verdoppeln.
Die
Dorfliste erklärte zu Beginn der Abstimmung ihre ablehnende Haltung gegenüber
einer weiteren Vergrößerung der touristischen Einrichtungen. Kaltern als
touristisch hoch entwickelte Gemeinde hat gemessen an der Bevölkerungszahl
doppelt so viele Betten wie der Landesdurchschnitt. Die Anzahl der Nächtigungen
ist seit 1985 um mehr als 50% angewachsen und ist allein von 2015 bis 2018 von
525.425 auf 622.810 gestiegen.
Bei 6 der
10 Anträgen lag ein verbindliches negatives Gutachten der Landeskommission für
Natur, Landschaft und Raumentwicklung vor, weswegen die Abstimmung im
Gemeinderat eigentlich sinnlos war. Die Anträge wurden bereits vom Land als
nicht verfolgbar erklärt. Zum Glück sind laut Landesgesetz neue touristische
Einrichtungen außerhalb des verbauten Ortskerns nicht mehr möglich. Ein Antrag wurde aufgrund unserer
Gegenstimmen und mehrerer Enthaltungen überraschenderweise abgelehnt. Die
anderen drei wurden von der Mehrheit angenommen und dürfen umgesetzt werden.
Mehr Ferienwohnungen
und Pensionen heißt weniger und damit teurere Wohnungsangebote für die
einheimische Bevölkerung. Die Arbeitsplätze im Gastgewerbe sind für
Einheimische wenig attraktiv. Und das Dorf ist in der Hauptsaison voller
Menschen und Veranstaltungen und wirkt in der restlichen Zeit des Jahres
ziemlich leer. Wenn auch zurzeit weniger Touristen in unserem Dorf sind und
sich viele die Rückkehr zur Normalität wünschen, stellt sich für uns die Frage,
wieviel Touristen sind „normal“ und waren es in der Vergangenheit nicht schon
zu viele?