17. Juli 2020

Wieviel Tourismus ist gut für unsere Gemeinde?

Bei der letzten Gemeinderatsitzung wurde über 10 neue Tourismuszonen in unserer Gemeinde diskutiert. Mit diesen Abänderungen zum Bauleitplan würden landwirtschaftliche Flächen in Zonen für touristische Einrichtungen umgewandelt. Konkrete Beispiele: ein bestehender Betrieb soll um 6 neue Ferienwohnungen und um ein Schwimmbad erweitert werden; ein anderer Betrieb soll von 20 auf 60 Betten erweitert werden; ein Hotel möchte seine Baumasse verdoppeln.

Die Dorfliste erklärte zu Beginn der Abstimmung ihre ablehnende Haltung gegenüber einer weiteren Vergrößerung der touristischen Einrichtungen. Kaltern als touristisch hoch entwickelte Gemeinde hat gemessen an der Bevölkerungszahl doppelt so viele Betten wie der Landesdurchschnitt. Die Anzahl der Nächtigungen ist seit 1985 um mehr als 50% angewachsen und ist allein von 2015 bis 2018 von 525.425 auf 622.810 gestiegen.

Bei 6 der 10 Anträgen lag ein verbindliches negatives Gutachten der Landeskommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung vor, weswegen die Abstimmung im Gemeinderat eigentlich sinnlos war. Die Anträge wurden bereits vom Land als nicht verfolgbar erklärt. Zum Glück sind laut Landesgesetz neue touristische Einrichtungen außerhalb des verbauten Ortskerns nicht mehr möglich.  Ein Antrag wurde aufgrund unserer Gegenstimmen und mehrerer Enthaltungen überraschenderweise abgelehnt. Die anderen drei wurden von der Mehrheit angenommen und dürfen umgesetzt werden.

Mehr Ferienwohnungen und Pensionen heißt weniger und damit teurere Wohnungsangebote für die einheimische Bevölkerung. Die Arbeitsplätze im Gastgewerbe sind für Einheimische wenig attraktiv. Und das Dorf ist in der Hauptsaison voller Menschen und Veranstaltungen und wirkt in der restlichen Zeit des Jahres ziemlich leer. Wenn auch zurzeit weniger Touristen in unserem Dorf sind und sich viele die Rückkehr zur Normalität wünschen, stellt sich für uns die Frage, wieviel Touristen sind „normal“ und waren es in der Vergangenheit nicht schon zu viele?

Wolfgang Oberparleiter - Marlene Pernstich