31. Juli 2020

Bericht aus dem Gemeinderat: Neue Tourismuszonen und Gewässerschutzplan

 Nachdem bereits in der Junisitzung des Gemeinderates über 10 neue Tourismuszonen in der Gemeinde Kaltern abgestimmt wurde, war dies auch in der vermutlichen letzten Sitzung vor den Wahlen ein heiß diskutiertes Thema. Die Gier nach neuen Betten scheint offenbar keine Grenzen zu kennen. Die Mehrheit des Gemeinderates genehmigte weitere 2 neue Tourismuszonen, obwohl diese zuvor von der Landeskommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung mit Bezugnahme auf ein neues Landesgesetz rückverwiesen wurden. Außerdem wurde bekannt, dass der Gemeindeausschuss für 5.075 € einen römischen Universitätsprofessor beauftragt hat, die Verfassungsmäßigkeit des neuen Landesgesetzes überprüfen zu lassen. Außerdem beauftragte sie für 4.456 € einen Anwalt mit einem Rekurs zwecks Aufhebung des Gutachtens der genannten Landeskommission. Diese Entscheidungen werden wohl nicht nur in Kaltern für große Diskussionen sorgen.

Ein anderes umstrittenes Thema war der Entwurf des Gewässerschutzplans des Landes. Hierzu sollte der Gemeinderat ein Gutachten abgeben. Zuvor gingen bei der Gemeinde Stellungnahmen betroffener landwirtschaftlicher Betriebe und des örtlichen Bonifizierungskonsortiums ein. Laut Tagesordnung sollte der Gemeinderat diese Stellungnahmen in sein Gutachten übernehmen, obwohl diese ihm gar nicht bekannt waren und obwohl darin die verstärkte Nutzung des Kalterer Sees als Speicherbecken für die Bewässerung in der Landwirtschaft gefordert wurde. Eine lockere Handhabung der Schleuse am Ausgang des Sees führte aber bekanntlich im heißen und trockenen Sommer 2015 zu einer Absenkung des Wasserspiegels und in der Folge zu einem starken Wachstum von stachligen Pflanzen und von Algen. Diese Zusammenhänge scheinen die Mehrheit im Gemeinderat wohl nicht zu interessieren. Das Gutachten einschließlich der Stellungnahmen wurden nämlich genehmigt.

 Wolfgang Oberparleiter - Marlene Pernstich

17. Juli 2020

Wieviel Tourismus ist gut für unsere Gemeinde?

Bei der letzten Gemeinderatsitzung wurde über 10 neue Tourismuszonen in unserer Gemeinde diskutiert. Mit diesen Abänderungen zum Bauleitplan würden landwirtschaftliche Flächen in Zonen für touristische Einrichtungen umgewandelt. Konkrete Beispiele: ein bestehender Betrieb soll um 6 neue Ferienwohnungen und um ein Schwimmbad erweitert werden; ein anderer Betrieb soll von 20 auf 60 Betten erweitert werden; ein Hotel möchte seine Baumasse verdoppeln.

Die Dorfliste erklärte zu Beginn der Abstimmung ihre ablehnende Haltung gegenüber einer weiteren Vergrößerung der touristischen Einrichtungen. Kaltern als touristisch hoch entwickelte Gemeinde hat gemessen an der Bevölkerungszahl doppelt so viele Betten wie der Landesdurchschnitt. Die Anzahl der Nächtigungen ist seit 1985 um mehr als 50% angewachsen und ist allein von 2015 bis 2018 von 525.425 auf 622.810 gestiegen.

Bei 6 der 10 Anträgen lag ein verbindliches negatives Gutachten der Landeskommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung vor, weswegen die Abstimmung im Gemeinderat eigentlich sinnlos war. Die Anträge wurden bereits vom Land als nicht verfolgbar erklärt. Zum Glück sind laut Landesgesetz neue touristische Einrichtungen außerhalb des verbauten Ortskerns nicht mehr möglich.  Ein Antrag wurde aufgrund unserer Gegenstimmen und mehrerer Enthaltungen überraschenderweise abgelehnt. Die anderen drei wurden von der Mehrheit angenommen und dürfen umgesetzt werden.

Mehr Ferienwohnungen und Pensionen heißt weniger und damit teurere Wohnungsangebote für die einheimische Bevölkerung. Die Arbeitsplätze im Gastgewerbe sind für Einheimische wenig attraktiv. Und das Dorf ist in der Hauptsaison voller Menschen und Veranstaltungen und wirkt in der restlichen Zeit des Jahres ziemlich leer. Wenn auch zurzeit weniger Touristen in unserem Dorf sind und sich viele die Rückkehr zur Normalität wünschen, stellt sich für uns die Frage, wieviel Touristen sind „normal“ und waren es in der Vergangenheit nicht schon zu viele?

Wolfgang Oberparleiter - Marlene Pernstich