Der geraubte Erfolg
Wir befinden uns mitten im Wahlkampf. Die Stimmung im Rat
ist gereizt, jede Frage der Opposition wird von der Mehrheit als Angriff
gedeutet und die Antworten fallen dann entsprechend oberflächlich und nicht
zufriedenstellend aus. Draußen auf den Plätzen und Straßen versuchen wir alle
gegen die Politikverdrossenheit anzukämpfen, in den Ratsstuben hingegen geht
das gegenseitige Ausstechen los. Derzeit versucht die Mehrheitspartei rundum
Lorbeeren einzusammeln und dabei ist ihr die wahrheitsgetreue Darstellung der
geglückten Projekte gar nicht so wichtig. So ist Kaltern beispielsweise in den
Medien kürzlich als Vorzeigegemeinde bei der Ascheverstreuung seiner
verstorbenen MitbürgerInnen dargestellt worden. Es stimmt: Wir haben unsere
Hausaufgaben nach den gesetzlichen Vorgaben gemacht. Die Dorfliste, nicht
irgendeine andere Ratsgruppe, hat allerdings dieses Projekt als zusätzliche
Möglichkeit zu den bisher üblichen Bestattungsformen vorgeschlagen und durch
ständiges Nachfragen bei den Entscheidungsträgern durchgesetzt. Bei der
kürzlich erfolgten Berichterstattung in den Tageszeitungen fehlt aber die
Angabe, auf wessen Intervention hin dies alles geschehen konnte.
Positiv können wir von einem allgemeinen Unmut im Rat über
ein angebotenes Projekt des Bezirks Überetsch /Unterland berichten: In Rovereto
wurde ein Überwachungssystem aller Fahrzeuge in der Stadt umgesetzt und auch
Vertretern aus Kaltern vorgeführt.
Jedes Fahrzeug, das mit der Autosteuer, mit der Zulassung oder der technischen
Überprüfung (Revision) nicht in Ordnung ist oder als gestohlene aufscheinen,
wird diesem System zufolge in Echtzeit erkannt und kann von den Ordnungshütern
gleich identifiziert werden. Die Kennnummer aller Fahrzeuge wird ebenso per
Videoüberwachung kontrolliert. Diese polizeistaatliche Form der Kontrolle ist
jetzt aber doch allen im Gemeinderat zu viel geworden, auch weil sie weniger
einer Erhöhung der Sicherheit als der Arbeit der Ordnungshüter dient.
Irene Hell – Harald Weis - Heidi Egger