2. November 2013

Gemeindeblatt-Artikel 25.Oktober 2013


Noch hat sich`s nicht ausgeTramt


Bei den letzthin fast täglichen Tunneleinweihungen, Teilstreckeneröffnungen und außerordentlichen Instandhaltungsfeiern von wichtigen Straßenverbindungen wird einem fast schwindelig. Nicht wegen der Arbeiten an sich, sondern wegen der Summen an Steuergeldern, die da in Asphalt und Beton verwandelt wurden. Keine Frage: Alle Anrainer von Durchzugsstraßen profitieren davon und sie haben Anrecht auf ein lebenswertes Sein in ihren Dörfern. Aber die dafür ausgegebenen Geldsummen beeindrucken dann doch: Der am 28. September eröffnete St. Daniel-Tunnel in Auer mit dem nördlich gelegenen Kreisverkehr schlug mit 43 Millionen Euro zu Buche und das am 15. Oktober eröffnete 1. Baulos der Nord-Westumfahrung von Meran mit 73,3 Millionen Euro (die ganze Umfahrung soll insgesamt 192 Millionen Euro kosten).
Die seit Jahren von der Politik vorgebrachten Argumente, eine Tramverbindung ins Überetsch sei zu teuer, sind also so nicht nachvollziehbar. Das Überetsch zählt um die 20.000 Einwohner, und der Süden Südtirols lag im Jahr 2012 knapp unter 2,5 Millionen Nächtigungen (Quelle SMG). Laut den im Gemeindehaus aufliegenden Studien würden für eine fahrtüchtige Tram inklusive Grundstücksankauf, Brückenverstärkung und anderer technischer Herausforderungen um die 200 bis 250 Millionen Euro benötigt.
Kürzlich zitierte die Tageszeitung Dolomiten (Ausgabe vom 26. September) eine Aussage des Nahverkehrsexperten Florian Bitzer zum TramProjekt: „Bahn besser als Metrobus, ein schienengebundenes Verkehrsmittel ist nach unseren Erfahrungen ungleich attraktiver als beispielsweise der angedachte Metrobus.“ Ingenieur Bitzer, Leiter des Innovationsmanagements beim Stuttgarter Verkehrs- und Tarifverbund kennt sich also auch in Südtirol recht gut aus.
Schade, dass man zur Zeit zu keiner Einweihung eines neuen umweltfreundlichen Verkehrsmittels, nach Kaltern einladen kann.

Irene Hell – Harald Weis – Heidi Egger