18. Januar 2015

Gemeindeblatt-Artikel 9. Jänner 2015


Mehr Sicherheit durch Überwachung?

Laut Medienberichten hat die Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland beschlossen, ihre Mitgliedsgemeinden flächendeckend mit Überwachungskameras auszustatten. Wie es hieß, sei es zwar jeder Gemeinde selbst überlassen, ob sie bei diesem Programm mitmachen möchte, es sei dennoch Ziel, alle wichtigen Zufahrtsstraßen mit Videokameras zu überwachen und dabei alle Autokenntafeln zu erfassen.
Aus der Nachricht geht zwar nicht hervor ob die Daten in Echtzeit in einem Sicherheitszentrum überwacht oder ob die Daten gesammelt und erst bei akuten Verbrechen, wie zum Beispiel Wohnungseinbrüchen genutzt werden. Dennoch ist die Marschrichtung der Verwalter klar: Mehr Sicherheit durch die Überwachung aller!
Bei der ersten Betrachtung scheint es ein recht logischer Lösungsansatz zu sein: Viele Überwachungskameras helfen Verbrechen aufzulösen und schrecken ab. Das Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit scheint befriedigt.
Internationale Studien belegen aber genau das Gegenteil: Das Stadtgebiet von London wird seit nunmehr fast 20 Jahren von über zehntausenden Videokameras überwacht und die Anzahl der Straftaten im klein-kriminellen Bereich haben sogar zugenommen. Nur jede tausendste Straftat wird aufgelöst, obwohl auf jeden 14. Briten eine Videokamera kommt. Das Abschreckungspotential jedoch geht somit gegen Null. All diese Studien belegen: Kameras bringen kein Mehr an Sicherheit!
Aber man wird ein mulmiges Gefühl nicht los wenn man weiß, dass jede Bewegung, die man im öffentlichen Raum macht, erfasst wird. Zudem wissen wir aus jüngsten Erfahrungen genau, dass jeder der es wirklich will, sich Zugang zu geschützten Daten verschaffen kann. Es besteht also eine reale Gefahr, dass diese Daten missbraucht werden können. Die Datensammelwut gewisser Stellen und die einiger Unternehmen anerkennt nicht einmal die Grenzen, die ihnen das Gesetz setzt. Ebenfalls können anonyme Hacker auch nur auf Daten zugreifen, die wir ihnen freiwillig zur Verfügung stellen. Und so kommt es, dass dem Ruf nach vermeintlich mehr Sicherheit durch Überwachung das Grundrecht der persönlichen Freiheit komplett geopfert wird. Unabhängig von unserer persönlichen politischen Grundgesinnung sollten wir uns darum alle zusammen eine Frage stellen: Wollen wir tatsächlich, dass durch Totalüberwachung unsere Privatsphäre zerstört wird?

Harald Weis - Heidi Egger - Irene Hell